Der nachstehende Beitrag wurde 2020 den GenoNachrichten entnommen und aus aktuellem Anlass im Juli 2024 aktualisiert und ergänzt. Warum? Im Zusammenhang mit der aktuell geplanten Reform des Genossenschaftsgesetzes wird immer wieder über Sozialgenossenschaften diskutiert. Wir haben für Euch hier aktuelle Links zusammengestellt:
Genossenschaften in Italien – hier finden sich vor allem Beispiele aus den GenoNachrichten die sich mit der Genossenschaftsbewegung deutschsprachigen Südtirol befasst.
Genossenschaften haben in Italien eine Reihe von Besonderheiten, zu denen auch der genossenschaftliche Mutualitätsfonds gehört. Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftskasse zur Förderung und Entwicklung des Genossenschaftswesens. Informationen dazu finden Sie hier. Dieses System trägt dazu bei, den Missbrauch der Rechtsform der Genossenschaft einzuschränken.
Wir möchten auch auf den Südtiroler Wissenschaftler und ehemaligen Verbandspräsidenten Oscar Kiesewetter hinweisen. Hier geht es zu Oscars Publikation: „Genossenschaften made in Italy“.
Wichtig ist auch der Hinweis, dass es kein einheitliches europäisches Genossenschaftsgesetz gibt und wir Beispiele aus Italien nicht 1:1 auf Deutschland übertragen können.
Das Thema Workers Buy-out und auch der Mutualitätsfonds wurden in einem „kritischen Arbeitspapier“ von igenos eV. in Lahr 2018 diskutiert. An diesem Papier hat auch Prof. Susanne Elsen von der UNI Bozen mitgewirkt. Die Zahlen sind nicht mehr aktuell und werden derzeit überarbeitet.
Bolzano, 6. März 2020 (geno). Die vor 15 Jahren im italienischen Bolzano gegründete Sozialgenossenschaft Canalescuola entwickelt landesweit Waldkindergärten. Deren Ziele erläutert Vorsitzender Emil Girardi in einem Interview mit der neusten Ausgabe der Publikation “Coopbund”. Angestrebt werde, Kindern und Eltern innovative Pädagogikprojekte näher zu bringen. Im Vordergrund stehe der Aufbau einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung. “Da wir ein Netzwerk mit verschiedenen Waldkindergärten sind und die Erzieher individuell den Unterricht gestalten können, gilt für alle, dass der Unterricht zwischen 8.00 und 9.00 Uhr morgens anfängt und spätestens um 14.00 Uhr aufhört. Das liegt vor allem daran, dass wir es mit kleinen Kindern zu tun haben. Kleine Kinder verbrauchen im Wald wesentlich mehr Energie als Kinder in einem ‘normalen’, traditionellen Kindergarten, aber auch, weil kleine Kinder das große Bedürfnis haben, noch bei ihren Eltern zu bleiben.” Kinder liebten es, im Freien zu spielen, in Pfützen zu springen und auch mal dreckig oder nass zu werden. Der Aufenthalt an der frischen Luft und manchmal unter schwierigen Wetterbedingungen stärke ihre Abwehrkräfte. Die Kinder reagierten generell nicht so empfindlich auf Wetterveränderungen.
Gerardi erinnerte an Ellen Flatau, die im dänischen Sölleröd in den 1950er Jahren den ersten Waldkindergarten gründete. Die Waldpädagogik biete eine Alternative zu Regelkindergärten. Auch wenn die Kinder über den Ablauf ihres Tages frei entscheiden dürften, hieße das nicht, keine Regeln befolgen zu müssen. Neben den waldbedingten Regeln gebe es auch solche für das gemeinschaftliche Zusammenleben. Im Waldkindergarten seien die Kinder mehr als andere auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Das wirke sich positiv auf die Kooperations- und Teamfähigkeit und somit auf das Sozialverhalten der Kinder aus. Das alles seien Vorteile, die im späteren Leben von Nutzen sein können.
Die Canalescuola Waldkindergärten, die es inzwischen in ganz Italien gibt, verfügen über prinzipiell unabhängige Strukturen. Jeder ist für sich selbst zuständig, hat eine eigene Verwaltung und entscheidet über Projekte. Canalescuola hat ihren Rechtssitz in Bozen und ist keine rein italienischsprachige Genossenschaft. Dennoch gibt es bislang in Südtirol keinen von ihr initierten Waldkindergarten. Das soll jetzt nachgeholt werden. Weiterhin wird angestrebt, Waldkindergärten auf die Grundschule auszudehnen. “Im Waldkindergarten folgen die Kinder dem Entdeckungsprinzip, frei von allen Barrieren. In der Grundschule bietet der Erzieher die Rahmenbedingungen an und die Kinder können sich individuell und frei darin bewegen. Im Fokus liegt die Individualität eines jeden Kindes”, so Girardi. Das Projekt heißt “Creativity Garden”, arbeitet mit der experimentellen Idee einer neuen Schule und wird getragen von methodisch-didaktischer, experimenteller Pädagogik. Es gibt Lerneinheiten namens “Zonen” wie zum Beispiel die Mathematik-Zone und die Geographie-Zone. ++ (pa/mgn/06.03.20 – 039)